Fotos zur Kesselreparatur der Dampflok Krauss

Bilddokumentation und Bericht zur Kesselreparatur der Dampflok Krauss & Co. München mit freundlicher Genehmigung von Marian Sommer.

Reparatur des Kessels der Krauss 7790 von Werners Gartenbahn

Vor mehr als 40 Jahren erwarb Manfred Werner aus Löbau eine 55 PS-Krausslok mit der Fabriknummer 7790 vom VEB Schotterwerk Bernbruch bei Kamenz, früher Carl Halbach KG. Die im Jahr 1924 gebaute Lok, ihre weitgehend baugleiche Schwester 7789/1923 (heute im Feldbahnmuseum Herrenleite) und die Jung Hilax 8293/1938 (heute bei der Waldeisenbahn Muskau) waren bis Anfang 1976 als wohl letzte Dampfloks auf einer klassischen Feldbahn in der DDR im Einsatz. Die Lok ging im Tausch gegen 10 Tonnen Schrott nach Löbau und bildete den Grundstock für Werners Gartenbahn. Nachdem im heimischen Grundstück Gleise verlegt und weitere Fahrzeuge beschafft worden waren, gab es ab 1980 öffentliche Fahrten auf einem rund 200 m langen Rundkurs. Mit nur kurzen Unterbrechungen für kleine und mittlere Reparaturen war die Lok bis 2011 regelmäßig im Einsatz und war auch auf zahlreichen anderen 600 mm-Bahnen zu Gast. Vor allem die über viele Jahre hinweg bei der Waldeisenbahn Muskau übernommenen Zugleistungen erfreuten zahlreiche Fahrgäste, aber auch Einsätze im Landwirtschaftsmuseum Alt Schwerin, im Feldbahnmuseum Herrenleite und anderswo machten die Lok und Familie Werner weit über Löbau hinaus bekannt.

Die gute Ausgangssubstanz zum Zeitpunkt der Übernahme, vor allem aber die konsequente Pflege und laufende Ausbesserungen an der Lok sorgten dafür, dass die Maschine über 30 Jahre hinweg zuverlässig teils auch schweren Dienst verrichtete. Unvergessen sind lange vollbesetzte Züge zwischen Weißwasser und Kromlau und selbst die Steigung vom Bad Muskau aus wurde mit fünf WEM-Wagen gemeistert – und das alles mit Holzfeuerung!

Zwei Rohrsatzwechsel erfolgten in eigener Werkstatt, dazu Arbeiten an Armaturen, am Fahrwerk und an der Karosserie. Im Jahr 2011 sorgte Korrosion an den Heizrohren jedoch für die Abstellung der Maschine. Knapp 50 Jahre nach der letzten grundhaften Überholung des Kessels, damals wurde in Bernbruch die Kupferfeuerbüchse gegen einen stählernen Neubau getauscht, war die Notwendigkeit weiterer Arbeiten, u.a. die Erneuerung zahlreicher Stehbolzen und der Deckenanker, absehbar, auch wenn dies vom heimischen Kesselprüfer noch nicht gefordert wurde. So wurde der Tausch des Rohrsatzes zunächst hintenan gestellt.

Erst mit den Berichten über die Arbeiten in der Werkstatt der Fa. Metallbau Metzger (www.metallbau-metzger.de) im Feldbahnforum (www.kipplore.com) tat sich ein „Fenster“ auf, einen in der historischen Technik kompetenten, qualitativ hochwertig arbeitenden und trotzdem bezahlbaren Partner für die anstehende Reparatur zu gewinnen. Nachdem der zu erwartende Kostenrahmen abgesteckt und die Finanzierung grundsätzlich abgesichert war, begannen Manfred Werner und seine Mitstreiter im Januar 2016 mit der Demontage des Kessels.

Es begann mit der Zerlegung des Führerhauses, Abheben der Esse, Abbau der Armaturen, der Speiseleitungen und anderer Ausrüstungsteile.

Nach der Abnahme der Kesselverkleidung und -Isolation und dem Lösen der Befestigungen an der Rauchkammer sowie im Bereich des Stehkessels wurde der Kessel vorsichtig vom Rahmen getrennt.

Mit vereinter Jung- und Spoorijzerkraft ging es eine halbe Runde um den Garten herum, um den Kessel zur Verladung bereit zu stellen.

Mitte Februar traf er in Bruchsal ein, wo umgehend der alte Rohrsatz ausgebaut wurde. Anfang April fand dann die Befundung durch den Kesselsachverständigen statt, dessen Forderungen und Empfehlungen im Laufe der nächsten Monate durch die Fa. Metzger umgesetzt werden:

  • Einbau eines neuen Rohrsatzes,
  • Austausch aller Stehbolzen,
  • Erneuerung der Deckenanker,
  • Aufschweißung an der Rauchkammerrohrwand,
  • 5 Nieten erneuern an der Rauchkammerrohrwand sowie
  • einige weitere kleinere Arbeiten.

Anfang Mai waren dann auch die ersten Stehbolzen ausgebaut. Einige hätten noch einige Jahre gehalten, andere wären wohl recht bald gerissen. Demnach die richtige Entscheidung getroffen…

Im Mai/Juni wurden die neuen Rohre geliefert und Material für die Stehbolzen beschafft. Hierbei gab es das Problem, dass es sich um kein Standardmaß handelte, 22 oder 23 mm Durchmesser gab es nicht von der Stange. Am Ende musste dann 30 mm-Material abgedreht werden, was Manfred Werner noch schnell vor seinem Urlaub erledigte. Ende Juni wurden die abgedrehten Rohlinge durch einen Mitstreiter in Bruchsal vorbei gebracht und gleich einmal ein Blick auf den Fortschritt der Arbeiten geworfen.

Der nächste Termin war nach Fertigstellung des Kessels die Kaltdruckprobe Anfang September. Und dann kann es mit der Wasserdruckprobe losgehen. Am Ende ging es bis zum 1,5-fachen des Nenndrucks (Prüfdruck 18 bar) und Herr Bosch vom TÜV Süd war zufrieden, der erste Schritt war geschafft.

Zwei Wochen später wurde der Kessel dann wieder abgeholt, durfte aus logistischen Gründen ein Wochenende in Königshain verbringen und wurde Ende September auf dem Lokrahmen abgesetzt, nachdem der Aschkasten eingefädelt worden war.

Im Oktober ging es dann in großen Schritten voran. Zunächst wurde der Aschkasten am Stehkessel befestigt und mit Ofenkitt abgedichtet. Dies dient dem Schutz vor Funkenflug, damit die Lok bei Trockenheit keine Brände auslöst. Danach konnte der Kessel abgesetzt und mehr oder weniger endgültig festgeschraubt werden. Nun stellte sich heraus, dass die vordere Rostauflage verschollen war und weder in Löbau noch in Bruchsal auffindbar war. Also, Lampe, Messgeräte, einen Arm und den Kopf in die Feuerbüchse (in dieser Reihenfolge!), alles vermessen und nachbauen. Hierzu wurde bei den Feldbahnern in der Herrenleite am nächsten Morgen bei Dauerregen mit dem Schneidbrenner einen Streifen 735 x 70 x 20 mm aus den frisch ausgebauten Trägern der ehem. Regelspurgleiswaage rausgebrannt, ein wenig herumgeboscht (wer hat schon wirklich eine „Flex“), zwei 28er Löcher gebohrt und ab ging es wieder nach Löbau.

Dort hatte der Kesselsachverständige, der zukünftig die laufenden Prüfungen übernehmen wird, den Kessel von innen angeschaut, um einen Vergleich für die nächsten inneren Prüfungen zu haben. Kurz vor dem Mittag wieder rein in die Feuerbüchse und, siehe da, das Teil passte auf Anhieb! Schnell noch mit der mitgebrachten 24er Schneidmutter die Gewinde überarbeitet, Mutter drauf, festgezogen. Damit war Ingrids leckeres Mittagessen redlich verdient!

Nach dem Mittag wurde das gute Wetter ausgenutzt und die Lok rausgezogen, um die draußen lagernden Verkleidungsbleche zu sortieren und grob anzufädeln. Hierbei zeigte sich, wie wertvoll es doch ist, jedes Teil nach Lage und Orientierung zu kennzeichnen, aber Manfred machte das alles ja nicht zum ersten Mal… Zerlegt ist jedenfalls schnell und es ist am Ende doch nicht ein Teil wie das andere, irgendwas passt immer nicht. In den folgenden Tagen zeigte sich, dass wir echtes Glück hatten, der nächste trockene Tag war erst eine Woche später.

Am nächsten Morgen stand die Aufgabe, alle Bleche passend auszurichten, was auf den ersten Blick kaum machbar erscheint, weil wirklich alles irgendwie beweglich ist: Die Ringe, die als Abstandshalter zwischen Kessel und Verkleidungsblechen dienen, die Blechschalen selbst und am Ende die Spannbänder. Aber, siehe da, es gibt auch Orientierungspunkte, wie z. B. die Kesselspeiseventile, für die es millimetergenaue Löcher in den Blechen gibt. Morgens noch nicht geglaubt, mittags schon ein gutes Gefühl, die wichtigsten Teile sind irgendwie am richtigen Platz, zumindest auf ein, zwei, fünf? Millimeter…

Nachmittags sollten dann die Ausströmrohre eingebaut werden. Außerdem wurde ein helfendes Händepaar gefunden, welches den Sandkasten mit an Ort und Stelle hievte.

Am nächsten Morgen ging es dann auf den Dachboden, um Steinwollematten für die Isolation des Stehkessels hervorzuholen. Danach konnte dann die rückwärtige Kesselverkleidung angebracht werden.

Einige Tage später ergab sich wieder die Gelegenheit, ein paar nützliche Helfer zu animieren, schwere Teile wie Kohlenkästen und die Führerhausfrontwandan Ort und Stelle zu buckeln.

Beim Versuch, alle annähernd zumindest gefühlt tausendundeins Löcher durch Schrauben zusammen zu bringen stellt sich dann heraus, dass der ganze Kessel einen Zentimeter nach einer Seite gedreht war und deshalb nur 98% der Löcher irgendwie passten. Also, nochmal alles ein wenig lockern und kurz anheben, leicht schräg absetzen und siehe da, jetzt ging es… Es ist halt doch nur Zentimeterarbeit…

Weiter ging es mit den Reinigen und Polieren der Armaturen, Anbau weiterer Leitungen und den unzähligen Schrauben. Auch einige Teile des Führerhauses erhielten einen neuen Anstrich, u.a. auch das Dach. All dies summierte sich auf fast zwei Wochen Arbeit. Ende Oktober wurde die Lok dann soweit komplettiert, dass nun alle größeren Teile an ihrem Platz waren.

In den nächsten Tagen widmete sich Manfred Werner den sogenannten Restarbeiten, die bekanntermaßen unendlich ziehen können. Danach hieß es Wasser auffüllen und erste Druck- und Funktionsprobe, kleinere Mängel beseitigen und Anruf beim Sachverständigen: Der Dampferzeuger ist bereit zur Abnahme! Am 19. November 2016 war es soweit, Krauss 7790 stand nach vier Jahren, elf Monaten und sechzehn Tagen wieder unter Dampf und bestand die Warmdruckprobe ohne Beanstandungen.

Nun heißt es Dankeschön sagen an alle Beteiligten, die bei der Demontage, Transport, bei der Fa. Metzger, hier insbesondere Stefan Materna, organisatorisch, bei der Montage und Abnahme geholfen haben. Wünschen wir Lok und Betreiber, dass wir alle gemeinsam den hundertsten Geburtstag der Lok unter Dampf erleben dürfen und dass es auch danach noch lange weitergeht!